Hallo Welt!

10.11.2021

Jeder spricht von Trauma, aber was ist das eigentlich?

Trauma kommt aus dem Griechischen und bedeutet Wunde. Es ist keine Krankheit sondern eine nicht abgeschlossene Reaktion (Kampf oder Flucht) in unserem Nervensystem. Ein Trauma kann auf einer psychischen  oder körperlichen Ebene stattfinden.

Verletzungen auf psychischer Ebene können sich auch körperlich manifestieren. Das wird besonders bei uns Menschen sichtbar, denn im Tierreich sieht das Ganze anders aus. Ein Tier schüttelt sich nach einem traumatischen Ereignis ab und verhindert somit, dass das Ereignis im Körper stecken bleibt. Trauma ist  also eine Überforderung des Nervensystems, es findet eine massive Erschütterung statt, welche Sie vollständig aus der Bahn werfen kann. Das Geschehene kann nicht verarbeitet werden. Diese gebündelte Energie bleibt im Körper stecken, und so können Folgeerkrankungen auftreten.

Trauma sitzt im Körper, genauer gesagt im autonomen Nervensystem, nicht im Kopf, wie Sie vielleicht denken könnten.  Deshalb können Traumata nur ganzheitlich gelöst werden. Wenn Sie denken zu wissen, wie Trauma funktioniert, so begreifen Sie nur eine Schicht des dreiteiligen Gehirns, nämlich die Verstandesebene. Heilung erfolgt jedoch über den Zusammenhang zwischen Emotionen und Körperempfindungen. Verstehen alleine reicht leider nicht.  Manche Menschen lesen viele Bücher über Posttraumatische Belastungsstörungen und dergleichen. Ihr Wissen gleicht einem Lexikon, doch zur Heilung brauchen Sie ein wohlwollendes Gegenüber, dass empathisch in Resonanz  gehen kann und mitfühlend Ihre Geschichte versteht. Die Emotion muss im Körper integriert werden.

Ein Trauma unterbricht die Verbindung zu uns selbst, zu unserem Körper und zu unserer Umwelt. Die Welt wird als ein bedrohlicher Ort erlebt, an dem es keine Sicherheit gibt. Hilflosigkeit, Ohnmacht und Kontrollverlust beschreiben die zentralen Symptome. Es handelt sich um ein  lebensbedrohliches Ereignis. Trauma stellt eine Grenzverletzung dar, auf die ich in diesem Ratgeber nochmal genauer eingehen werde.

Gucken wir genauer hin, dann verbirgt sich hinter jede Traumatisierung auch etwas Positives. Das Leben des Betroffenen verändert sich auf jeden Fall schlagartig. Die Chance darin ist es einen posttraumatischer Wachstum zu erleben. Menschen welche solche schrecklichen Ereignisse überlebt haben, schätzen ihr Leben oft viel mehr. Sie sind für kleine Dinge dankbar, ihr Mitgefühl für Notleidende vergrößert sich. Viele Betroffene haben einen starken Gerechtigkeitssinn und setzen sich für schwache Menschen ein. Die Erfahrung zeigt, dass jeder Mensch auch schmerzhafte Dinge  im Leben meistern kann. Oft kommt es nach der Integration des Traumas zu einem Bewusstwerden der eigenen Stärke und dies führt zu innerer Klarheit. Ebenso kann eine gesunde Vorsicht in gefährlichen Situationen erwachsen und viele Menschen entwickeln sich auch spirituell durch eine traumatische Erfahrung. Das wollte ich Ihnen gerne aufzeigen, denn ich finde es sehr wichtig, auch das wahrzunehmen. (Auszug aus meinem Buch: Trauma überwinden 2021)

Ich habe mich jahrelang als Opfer meiner Umstände gefühlt und nie daran geglaubt, dass es irgendwann einmal besser werden könnte. Ich habe meiner Wahrnehmung nicht mehr getraut und ich fühlte mich innerlich leer und war echt verzweifelt. Irgendwas in mir hat jedoch nicht aufgegeben und ich hatte wohl wie jeder Mensch diesen feinen inneren Kern in mir, welcher unversehrt geblieben ist.  Auch wenn der Körper oder die Seele verletzt wurden, das Innerste kann nicht gebrochen werden. Manche Menschen erleben so massive Übergriffe und leiden nicht unter den Ereignissen. Das mag daher kommen, dass sie hinterher in einem sozialen Netz gut aufgefangen und genährt wurden. Mir wurde jedoch meine Wahrnehmung abgesprochen und so dachte ich, ich sei verrückt. Ich traute mir selbst nicht mehr über den Weg. Kein schönes Gefühl. Der Kontakt zu mir war abgebrochen, ebenso der Kontakt zu meiner Umgebung und zur Welt, ich fühlte nichts mehr. Ich überlebte durch Funktionieren, Anpassung und durch mein Lachen. Überlebensstrategien, welche ich heute erst langsam begreife.

Heute stellt Trauma für mich ein Ereignis dar, mit dem es sich  gut leben lässt, da ich mir immer wieder Unterstützung hole und die Bereitschaft in mir trage meine Vergangenheit aufarbeiten. Es ist ein lebendiger Prozess, bei dem es immer wieder kleine Rückschritte gibt, aber der Weg ist das Ziel. Ich darf wachsen in meinem Tempo. Keiner zerrt mehr an mir herum oder stellt Forderungen an mich. Ich bin erwachsen und übernehme die Verantwortung für mein Handeln. Auch für meine Fehler trage ich heute die Konsequenzen, und ich darf immer neue machen, das ist schön. Nobody is perfect, wir alles befinden uns in einem immerwährenden Prozess der Veränderung. Stillstand bedeutet Tod.

Erzähl mir gerne von Dir, was Dich bewegt oder berührt, wo Du gerade hängst, ich freue mich auch über Fragen und Anregungen.

Von Herzen alles Liebe

Anette